Treten Sie näher: Ein Gotteshaus
mit vielen spannenden Details
Chor und Langhaus der Frauentaler Klosterkirche St. Marien stammen noch aus der Gründungszeit (13. Jahrhundert) und sind somit frühgotisch. Auf der Kirchensüdseite befindet sich ein zugemauertes frühgotisches Portal, der ursprüngliche Zugang für die Laienschwestern. Daneben wurde im 19. Jahrhundert der heutige Eingang durchgebrochen, und zwar an der Stelle einer Kapelle, von der noch der Spitzbogen zu sehen ist. Die Türe öffnet sich in ein einschiffiges Langhaus unter flacher Holzdecke.
Der gewölbte Polygonalchor wird von Halbsäulen gebildet, von denen sechs aus dem Boden wachsen. Die Kapitelle tragen Blattschmuck mit Knospen. Drei Lanzettfenster geben dem Chorraum viel Licht. Fundamentreste erinnern an den Altar. Die drei spätgotischen Figuren auf den modernen Wandkonsolen stellen dar: Benedikt von Nursia (rechts, Gründer des Benediktinerordens), Maria mit dem Jesuskind (mit einer Korallenkette) und vermutlich Bernhard von Clairvaux (links, Gründer des Zisterzienserordens).
Im Westen führt eine Treppe auf die Nonnenempore, die als Museum genutzt wird.
Unter der Nonnenempore befindet sich der schönste Teil der Kirche: die dreischiffige, hallenartige Unterkirche. Sie ist durch einen Lettner vom Langhaus getrennt. Ihre dicht gedrängt stehenden Achteckpfeiler, die ein Kreuzrippengewölbe tragen, geben dem Raum eine gedämpfte Stimmung. Hier befand sich die Grablege der Hohenloher Stifterfamilie, deren Epitaphien im 18. Jahrhundert zerstört wurden. Die heute hier liegenden Grabplatten stammen von Familienangehörigen der Hohenzollerischen Verwalter. Sie stifteten 1697 auch den barocken Taufstein. Er stellt die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer dar.
Die Kanzel stammt aus nachreformatorischer Zeit. Sie zeigt Abbildungen der vier Evangelisten und des Apostels Paulus. Das Altarbild ist eine allegorische Deutung der Kreuzung Jesu in Anlehnung an die biblische Erzählung von der ehernen Schlange.
Eine absolute Rarität sind die drei „Mumien“. Die drei Leichname – es handelt sich um den Amtmann Georg Christoph Meyer, seine Frau und ein Kind, die 1742 bzw. 1749 starben – sollen sich aufgrund der Bildung von Kieselsäuregas mumifiziert haben. Sie wurden 1879 in der Gruft unter der Kirche gefunden.