Im Spiegel der Geschichte: das
Auf und Ab im Tal der Steinach
1232 stifteten die Brüder Gottfried und Konrad von Hohenlohe gemeinsam mit ihren Gattinnen ein Zisterzienserinnenkloster im Tal der Steinach, etwa drei Kilometer südlich ihrer Burg Brauneck. Ihrer Stiftung gaben sie den Namen „Vallis Dominarum“, also „Frauental“. Schon im Jahr nach der Gründung erteilte Papst Gregor IX. das große Ordensprivileg und ordnete die Übernahme in den Zisterzienserorden an. Mit der Betreuung beauftragt wurde das knapp 70 Kilometer entfernte Männerkloster Bronnbach, im Taubertal bei Wertheim liegend. Von hier aus erhielten die Frauentaler Nonnen ihren Beichtvater (1233) und ihre ordensgemäßen Kutten.
Politisch war das 13. Jahrhundert eine unruhige Zeit. Im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ war sie geprägt von heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Papst in Rom und dem Stauferkaiser Friedrich II. Denn der war zugleich auch König von Unteritalien und Sizilien, was zu Konflikten mit dem Papst führte. Die Folge war die wiederholte Verhängung des Kirchenbanns über den Stauferkaiser. Die Herren von Hohenlohe jedoch waren verlässliche Parteigänger des großen Stauferkaisers, der als der gebildetste Herrscher seiner Zeit gilt. Daher überrascht es, dass ihre Neugründung Frauental so schnell vom Papst anerkannt und in den Zisterzienserorden übernommen wurde.
Gottfried und Konrad von Hohenlohe-Brauneck statteten ihre Stiftung Frauental mit Feld, Wald, Wiesen, Höfen und Mühlen in der näheren und weiteren Umgebung aus. Eine Urkunde aus dem Jahr 1239 bestätigt Besitzungen und Rechte des Klosters in 53 Orten. Verschiedene Mitglieder des Herrscherhauses, so auch Heinrich von Hohenlohe, der siebte Hochmeister des Deutschen Ordens, förderten das Kloster durch Schenkungen. Die letzte Schenkung datiert aus dem Jahr 1426. In der Blütezeit umfasste der Klosterbesitz rund 600 Hektar Land, verteilt über das gesamte Taubertal und den Uffenheimer Gäu. Dazu gehörten die rund um Frauental gelegenen Eigenhöfe (Lohrhof, Klosterhof) und Mühlen (Klostermühle, Fuchsmühle, Grubenmühle) sowie fünf Seen.
Selbstverständlich übten die Herren von Hohenlohe-Brauneck die Schirmvogtei über Frauental aus, d.h. sie übernahmen den Schutz des Klosters und vertraten es vor Gericht. Aber zwischen Stifterfamilie und Kloster bestanden noch andere enge Verbindungen. Zum einen nutzte die Linie Brauneck das Kloster als Grablege, wozu sie unter die Nonnenempore eine prachtvolle Unterkirche baute. Zum anderen diente das Kloster für die Versorgung unverheirateter Töchter, denn neben der ersten Äbtissin Jutta (1247) stammten vermutlich die Äbtissinnen Elsbeth (1309), Margaretha (1342) und Anna (1379) aus der Stifterfamilie.
1390 starb mit dem letzten männlichen Nachkommen das Haus Hohenlohe-Brauneck aus. Über verschiedene Umwege kam 1448 die Herrschaft Brauneck samt unterschiedlichsten Herrschaftsrechten an die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach. So musste auch Frauental die fränkischen Hohenzollern, die ursprünglich Burggrafen von Nürnberg und seit 1415 Kurfürsten von Brandenburg waren, als Schutz- und Kastenvögte (= Verwalter der Klostergüter) akzeptieren.
Vom großen Bauernkrieg (1525) war auch das abgelegene Steinachtal betroffen. Es kam mehrfach zu Plünderungen und Brandstiftungen. Große Teile der Klosteranlage sowie der Hochaltar in der Oberkirche wurden zerstört. Damals verschwanden der Nordflügel, der Westflügel und der Kreuzgang, weil sie nicht wieder aufgebaut wurden. Denn bereits 1528 führte Markgraf Georg die Reformation nach lutherischem Bekenntnis in seinen Landen ein und hob die Klöster auf. Nach dem Tode der letzten drei verbliebenen Nonnen trat 1548 anstelle des Klosters ein markgräfliches Kastenamt (= Güterverwaltung für die ehemaligen Klosterbesitzungen).
Das Kirchengebäude und der Konvent-Ostflügel jedoch hatten die Zerstörungen des Bauernkriegs überlebt. Jetzt wurde die Oberkirche in einen Getreidespeicher umgewandelt, wofür man eine Zwischendecke einbaute. Nur noch die Unterkirche wurde für den Gottesdienst genutzt, der nun evangelisch war. An Stelle der Wirtschaftsgebäude östlich der Kirche ließ Markgraf Georg Friedrich den „Ansbacher Neubau“ errichten. Er diente den Amtmännern, die dem Kastenamt vorstanden, als Wohnung.
Bei der Teilung der fränkischen Markgrafschaften (1603) unter zwei Brüdern kam Frauental überraschend zur Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach, während die hohenzollerischen Besitzungen in der Nachbarschaft bei Brandenburg-Ansbach blieben und von einem Amtmann in Creglingen verwaltet wurden.
1670 begann die Entstehung des heutigen Dorfes Frauental: Es siedelten sich Bauern an, welche die ehemaligen Klostergüter aufkauften. Der Klosterbesitz ging so Schritt für Schritt 1670, 1697/98, 1752-1757 und 1763 in Bauernhand über. Dazwischen wechselte kurzzeitig die Herrschaft des eben entstehenden Dorfes, denn Frauental wurde von 1700-1712 an das Hochstift Würzburg, also den Bischof von Würzburg, verpfändet. Der eingesetzte katholische Amtmann ließ leider die Epitaphien (= Grabdenkmale) der Hohenlohe in der Unterkirche zerstören.
1791 wurden die fränkischen Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth an die verwandten preußischen Hohenzollern in Berlin verkauft. In dieser Zeit erhielt das Dorf den Status einer selbstständigen Gemeinde. Aber bereits 1806 endete die preußische Herrschaft, denn der französische Kaiser Napoleon gab die Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth an das mit ihm verbündete Königreich Bayern. Bayern wiederum musste bei einer Grenzbereinigung 1810 das Amt Creglingen mit Frauental an das Königreich Württemberg abtreten. Württemberg vereinigte es mit der Grafschaft Weikersheim, ehemals in Besitz der Hohenlohe, und dem Fürstentum Mergentheim, ehemals in Besitz des Deutschen Ordens, zum neu gebildeten Oberamt Mergentheim. Somit kam Frauental bei der Neuordnung nach dem 2.Weltkrieg zu Nordwürttemberg und 1952 zum neu gebildeten Bundesland Baden-Württemberg. Bei der Gemeindereform 1972 wurde es zu einem Teilort der Stadt Creglingen im Main-Tauber-Kreis.